Paris I
Drei Parks | Drei Epochen | Trois parcs | Trois époques
Die Ordnung und architektonische Gestaltung des grünen Stadtraumes ist Bestandteil unserer Kultur. Gutes Grün trägt erheblich zur Lebensqualität bei. Im Rahmen unserer Tagesexkursion wollen wir der Kulturgeschichte des Stadtgrüns nachspüren, indem wir drei grüne Orte in Paris aufsuchen und "benutzen". Ein Picknick ist zweifellos der Härtetest, will man die Qualität eines Parks bewerten. Und wenn man die Kultur des Pariser Stadtgrüns erkunden will, ist ein vorheriger Besuch der hervorragenden Geschäfte des Quartier Montorgueil ein guter Beitrag zur ganzheitlichen Betrachtung. Der feudal-repräsentative Barockpark Der Jardin du Luxembourg ist ein ursprünglich barocker Park, der nachträglich "demokratisiert" wurde. Hier spiegelt die strenge Ordnung des Grünraums eine untergegangene feudale Gesellschaftsform wider. Er bietet den Rahmen für den Palais du Luxembourg, der - als Residenz der Königinmutter Maria von Medici geplant - heute der Sitz des französischen Senats ist. Zunächst eher zur Repräsentation und zur Lustbarkeit einer exklusiven Schicht angelegt, wird er heute von der Pariser Stadtbevölkerung als Ort der Erholung genutzt. Aber auch wir Touristen bevölkern diesen Park, was zu einem beschaulich-kosmopolitischen Nebeneinander führt. Auf der baumbeschatteten Ostterrasse - nicht weit von der Medici-Grotte - laden herumstehende Stühle zum Picknicken ein. Der romantisch-historistische Stadtpark Dieser Park aus dem zweiten Kaiserreich wurde im Rahmen des Total-Umbaus zur "Metropole Paris" angelegt, deren Protagonisten Napoleon III. und der Baron Haussmann waren. Die Romantik dieses Ortes liegt im Widerspruch der Moderne begründet. Einerseits ist der Park Produkt der Machbarkeit und des industriellen Fortschritts, andererseits reflektiert er eine enorme Sehnsucht nach
der Natur. So verbindet dieser Park auf dem Gelände eines ehemaligen Abbaugebiets für Gips die widersprüchlichsten Elemente zu einer perfekten Einheit: Steilhang, See, Eisenbahngleise, Hängebrücke, Tempel, künstlicher Wasserfall und Grotte mit falschen Stalaktiten. Zeitgleich mit der Weltausstellung 1867 wurde dieser bizarre und pittoreske Grünraum eingeweiht, der uns auch noch heute zum Flanieren und Staunen einlädt. Der postmoderne Erlebnispark Auf dem Gelände des ehemaligen Pariser Großschlachthofs ist "der urbane Park des 21. Jahrhunderts" entstanden. Trotz des großen zeitlichen Abstands und trotz der vollkommen unterschiedlichen formalen und funktionalen Ausprägung, gibt es verblüffende Parallelen zu den beiden Parks, die wir im Laufe unseres Streifzuges durch Paris gesehen haben. Auch wenn es nicht auf den ersten Blick erkennbar ist - hier überlagern sich die rationale Ordnung eines Barockparks, die Gewundenheit und Widersprüchlichkeit des romantisch-historistischen Grünraums der industrialisierten Metropole, die Sehnsucht nach der Natur, die Demonstration der technischen Machbarkeit und... das Vergnügen am Entdecken.
Bisherige Termine: 03 | jun | 2005, 10 | jun | 2006, 09 | jun | 2007, 29 | aug | 2015
Bisherige Termine: 03 | jun | 2005, 10 | jun | 2006, 09 | jun | 2007, 29 | aug | 2015